Renovierung einer Denkmalgeschützten Liegenschaft in Bern
Die Architekten wurden mittels eines Architekturwettbewerbs beauftragt, das Bondelihaus (im 16. Jahrhundert erbautes, unter Denkmalschutz stehendes K-Objekt) zu sanieren. Zwar als reines Wohnhaus konzipiert, ist die Ausgestaltung und der historische Wert dermassen reich und das Gebäude in seiner Lage unbestritten prominent, dass es den Vergleich mit historisch gewichtigen Baudenkmälern im Kanton Bern nicht zu scheuen braucht. Totalsanierung der historischen Baute im Herzen der Stadt Bern auf einer Fläche von 600 m² von fünf Wohneinheiten auf vier Geschossen.
Der Dr. Jost Hartmann Preis wurde für die architekturhistorische Begleitung an Herrn Möri verliehen. Die Hebeisen + Vatter Architekten AG hat auf Grundlage seiner Recherchen die Sanierung geplant und ausgeführt. Aufgrund von langwierigen Recherchen und aufwendigen Sondierungsarbeiten konnten in Zusammenarbeit mit dem Bauhistoriker und den Verantwortlichen der Denkmalpflege sehr wertvolle Deckenmalereien und Gemälde auf Wandtäfern wiederentdeckt werden. In einem der zahlreichen Wohnräume konnte nachweislich das Götterzimmer mit seinen reichen und farbigen Dekomalereien freigelegt.
Das Bondelihaus dient als hervorragendes Beispiel für den erfolgreichen Umgang mit historischer Bausubstanz. Während der Sanierungsarbeiten wurden architektonische Zeugnisse aus verschiedenen Epochen der bernischen Baugeschichte wieder ans Licht gebracht. Diese Funde, die ursprünglich als verloren galten, konnten in die umfassende Sanierung des Gebäudes integriert werden. Bereits in einer frühen Planungsphase gelang es, durch enge Abstimmung zwischen Denkmalpflege, Bauhistorikern und Architekten, die entscheidenden Parameter für eine historisch korrekte und zugleich zukunftsfähige Sanierung festzulegen. In einem detaillierten Raumbuch wurden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengetragen und die Baudetails aus den unterschiedlichsten Epochen der vergangenen Jahrhunderte präzise dokumentiert.
Eine zentrale Herausforderung bestand darin, die bestehende Raumstruktur des Gebäudes beizubehalten. Die beiden Treppenhäuser, die als tragende Elemente das architektonische Rückgrat bilden, wurden ebenso erhalten wie die grundlegende Raumaufteilung. Die Renovierungsarbeiten sollten den modernen Bauvorschriften angepasst werden, ohne die historische Substanz zu beeinträchtigen.
Die Eingriffe in die Bausubstanz erfolgten in enger Abstimmung mit den bauhistorischen Gegebenheiten. So wurden sämtliche Decken freigelegt und sorgfältigen Farbuntersuchungen unterzogen. Nach der wissenschaftlichen Einordnung der Malereien durch den Bauhistoriker wurden die reichen und farbenfrohen Deckenmalereien fachgerecht restauriert. Auch die historischen Parkett- und Sandsteinböden wurden freigelegt, ausgebaut und nach der Sanierung der Bodenkonstruktionen wieder verlegt. Die Kachelöfen und Kamine sind in den meisten Räumen erhalten geblieben und konnten restauriert werden. Während der Bauarbeiten gelang es, das Götterzimmer nach langer Zeit wiederzuentdecken und teilweise zu rekonstruieren.
Ein wichtiger Aspekt der Sanierung war die Integration moderner Bauteile und zeitgemässer Technik. Diese stehen heute in einem spannenden Kontrast zur historischen Bausubstanz des 500 Jahre alten Gebäudes. Moderne Küchen- und Badezimmerkombinationen wurden freistehend in die grosszügigen historischen Räume integriert und tragen zu einer harmonischen Atmosphäre bei. Um den Wohnkomfort zu erhöhen, wurde darüber hinaus versucht, jeder der fünf Wohnungen einen individuellen Aussenbereich zuzuordnen. Die Sanierung zeigt exemplarisch, wie denkmalgeschützte Gebäude mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt vor der historischen Substanz an moderne Anforderungen angepasst werden können. Dank der sorgfältigen Planung und Ausführung konnte ein Stück Berner Baugeschichte für zukünftige Generationen bewahrt werden.
Fotos: Rolf Siegenthaler, Immobilien Stadt Bern und Hebeisen + Vatter Architekten AG
- Jaar
- 2020





