Kusser-Haus

Bayerischer Wald, Allemagne
Photo © Edward Beierle

Waildlerhäuser charakterisierten bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts die Hauslandschaft im Bayerischen Wald. Leider gibt es heute nur noch wenige von ihnen, denn die Ignoranz gegenüber ihrer handwerklichen Qualität und v.a. ihr fehlender Komfort führten dazu, dass nahezu alle zum Abriss freigegeben wurden. Einige haben in Museumsdörfern im Bayerischen Wald überlebt und nur noch wenige zeugen in der rauen Landschaft des Bayerischen Waldes von der vergangenen bäuerlichen Kultur und ihrer handwerklichen Tradition.
Gemeinsam ist den Häusern dieses Typs ihr besonderes Verhältnis zur Landschaft, die Verschiedenheit ihrer Formen und ihre Materialität: Charakteristisch für den Haustyp Waildlerhaus ist seine Einbindung in die umgebende Landschaft: Mittels nur geringer Erdbewegungen ist die dem Hang zugeneigte Seite der Waildlerhäuser teilweise eingeschüttet und so erwecken sie den Eindruck, als duckten sie sich in die Landschaft. Parallel zum Hang positioniert fügen sie sich meist nahtlos in ihre Umgebung ein und öffnen sich gleichzeitig auf der dem Hang abgeneigte Seite mit einer ebenen Fläche, der Gred.
Da die meisten Männer im Bayerischen Wald Steinmetze und Holzbauern waren, sind für das Waildlerhaus die Materialien Granit und Holz typisch, die mit minimalem Energieaufwand und nur kurzen Transportwegen aus der unmittelbaren Umgebung stammen. Holzställe wurden nach und nach durch Granitmauern ersetzt und vom Hangwasser und Erd-Druck bedrängte Hausteile bekamen Granitsockel sowie gemauerten kubische Einbauten. So entstanden spannungsreiche Kompositionen weicher und harter Materialien, die sich auch durch eine besondere Bearbeitung auszeichnen: Denn Holz wie auch Granit wurden gemeißelt, mehr war das Holz der Häuser der Reicheren behauen, weniger das der Ärmeren.
So sind mit diesen alten Häusern Dokumente einer gelungenen, aber auch einer energieeffizienten Symbiose von Natur und Kultur verschwunden.
Im Gegensatz zu Hausformen in anderen Gegenden war das Waidlerhaus nicht genormt. Seine äußere Form war so unterschiedlich wie der Charakter seiner Bewohner*innen und so sind für das Waidlerhaus weder Dachüberstände, Dachformen oder Dachdeckungen noch Details festgelegt.
Gleichzeitig musste sich das Waidlerhaus ständig den sich wandelnden Bedürfnissen seiner Bewohner*innen anpassen und so wurde es immer wieder erweitert und verändert, alte Bauteile wurden wiederverwendet und sichtbar ergänzt. Die Spuren dieser Veränderungen wurden jedoch nicht beseitigt, sondern blieben sichtbarer Zeitzeuge des ständigen Bauprozesses, in den auch Moden integriert wurden, ohne den Gesamtcharakter der Gebäude zu zerstören.

Photo © Edward Beierle
Photo © Edward Beierle
Photo © Edward Beierle
Photo © Edward Beierle
Photo © Edward Beierle
Photo © Edward Beierle
Architectes
Peter Haimerl . Architektur
Année
2021
Client
Familie Kusser

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