KI Pavillon

Experimenta-Platz, 74072 Heilbronn, Alemania
Foto © Jan Bitter

Die Heilbronner Kraneninsel ist durch den skulpturalen Neubau von Sauerbruch Hutton und den durch studioinges umgebauten Hagenbucher Speicher geprägt, die beide das Science Centre Experimenta beherbergen. Mit einem temporären Pavillon erhält das Ensemble nun einen zusätzlichen Ort der Information, der sich mit einer zugänglichen Ausstellung über Künstliche Intelligenz an eine breite Öffentlichkeit wendet. Nicht nur Schulklassen finden hier einen lehrreichen Einstieg in das Thema, Bürgerinnen und Bürger der Stadt können sich über den Innovationspark Künstliche Intelligenz informieren, der im Norden Heilbronns entsteht, und das überregionale Publikum erfährt mehr über einen der bedeutendsten Standorte für KI-Entwicklung in Deutschland.
Während der Experimenta-Platz durch die beiden Ausstellungsgebäude und das Neckarufer bereits klar eingefasst war, findet er nun in der geschwungenen Fassade des KI Pavillons auch nach Westen hin einen Abschluss. Mit seinem leichten Vordach wirkt das Gebäude wie eine Art moderne ‚Stoa‘ auf dem ‚Wissens-Forum‘. Abgestufte Podeste laden als Sitzgelegenheit und Podien zum Verweilen oder Diskutieren ein und gleichen zudem das Gefälle des Geländes aus. Damit ist der temporäre Pavillon auch Teil einer dauerhaften Umgestaltung des Freiraumkonzepts durch UNIOLA und von K Landschaftsarchitektur, die eine großflächige Entsiegelung der Platzfläche vorsieht: Vorhandene Baum- und Sitzinseln werden in eine zusammenhängenden Grünfläche integriert, zusätzliche grüne Inseln dienen als Experimentierfelder für eine klimagerechte Bepflanzung.
Das Gebäude selbst erhält seine charakteristische Form durch eine Abfolge konkaver Außenwände, die das Innere des Pavillons gliedern. Durch sie erschließt sich die Ausstellung beim Eintreten nicht gleich als Ganzes, sondern sukzessive in der Bewegung durch den Raum. Mit einem langen sanften Schwung bildet die Eingangswand das Rückgrat der Ausstellung, auf einer Timeline wird hier die zeitliche Entwicklung der KI dargestellt. Durch die transluzente Haut fällt sanftes Tageslicht von außen nach innen, nachts wird sie zur leuchtenden Fassade, die das Innere nach außen scheinen lässt und Neugier auf die Ausstellung weckt.
Auf der platzabgewandten Seite wird der Grundriss durch vier kleinere Kreissegmente bestimmt, welche die Kronen der umstehenden Bäume aufgreifen. Im Innern formen sie Themeninseln mit interaktiven Exponaten, die auf einzelne Aspekte des Phänomens Künstliche Intelligenz vertieft eingehen. Zwischen den Themeninseln weitet sich der Raum und schafft Platz für ein zentrales Exponat. In der Verlängerung dieses Bereichs bilden die Wände eine trichterartige Öffnung, die mit einem Panoramafenster den Blick auf den Neckarkanal lenkt.
Der für 30 Besucher ausgelegte Pavillon wird zunächst am Experimenta-Platz aufgestellt, ist aber auch darauf ausgelegt, wiederholt abgebaut und an anderen Standorten wieder aufgebaut zu werden. So kann er zu einem späteren Zeitpunkt auch auf das Gelände des IPAI versetzt werden. Um das zu ermöglichen, wird eine leichte, elementierte Konstruktion in Holzbauweise eingesetzt, die vollständig im Werk vorfabriziert wird. Bodenplatte und Decke werden allesamt in Brettsperrholz ausgeführt. Die geschlossenen Wandelemente werden als Gesamtpaket mit Innenwand in gebogenem Brettsperrholz, Holzfaserdämmung und Außenbekleidung vorgefertigt. Die Wand zum Experimenta-Platz ist in Stützen aufgelöst, zwischen denen transparente Polycarbonat-Stegplatten eingebracht sind. Neben einem sehr geringen Gewicht und Materialverbrach verbildlicht dieses Material den temporären Charakter des Pavillons und zeichnet sich durch eine gute Lichttransmission bei gleichzeitiger Wärmedämmung aus. Die Holzstützen und die Deckenelemente mit radial spannenden Rippen werden ebenfalls vorgefertigt. Eingangsstufen, Fluchttreppe und die behindertengerechte Zugangsrampe sind als additive Elemente konzipiert, damit sie flexibel an den Grund unterschiedlicher Standorte angepasst werden können.
Ein hohes Maß an Vorfertigung und Elementierung sowie fortschrittliche Fertigungsmethoden sorgen für eine effiziente Materialverwendung und sehen auch eine Rezyklierbarkeit der Bauteile vor. Zudem wird mit dem nachwachsenden Baustoff Holz langfristig CO2 in der Konstruktion gebunden und dem natürlichen Kreislauf entzogen. So erweitert der KI-Pavillon quasi das Themenfeld seiner Ausstellung: Der Körperlosigkeit Künstlicher Intelligenz setzt er einen sinnlich erfahrbaren Raum und die Haptik eines natürlichen Materials entgegen, und präsentiert sich in seiner Konstruktionsweise schließlich selbst als ein Bauwerk, das auf die Zukunft verweist.

Foto © Jan Bitter
Schwarzplan
Dibujo © SHA
Ost Ansicht
Dibujo © SHA
West Ansicht
Dibujo © SHA
Foto © Jan Bitter
EG Grundriss
Dibujo © SHA
Foto © Jan Bitter
Foto © Jan Bitter
Dibujo © SHA
Foto © Jan Bitter
Dibujo © SHA
Año
2024
Cliente
experimenta gGmbH
Equipo
Philipp Feldbacher, Stefan Fuhlrott, Sara Garcia Santi, Falco Herrmann, Louisa Hutton, Andrew Kiel, Denis Kolesnikov, Anna Luise Pfau, Matthias Sauerbruch, Christian Alexander Seidel
Tragwerk
Schlaich Bergermann und Partner GmbH, Stuttgart
TGA
Innius RR GmbH, Roßbach v.d.H.
Brandschutz
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin/ Frankfurt am Main
Landschaftsplanung
Uniola AG, Berlin und von K GmbH, Ostfildern Nellingen
Bauphysik
Drees & Sommer Se, Stuttgart
Lichtplanung
dipol Licht & Architektur PartGmbH, Berlin
Objektüberwachung
Ernst2 Architekten AG, Heilbronn

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